Bevor wir Deutschland erreichten, hatten wir noch nichts vom klassischen November gespürt. Allein, wenn wir daran denken, dass wir in den ersten Tagen noch im Meer schwimmen waren. Und nun? Kalt! Grau! Schneeregen! Wind! Dunkel! November eben, das Synonym für Depression! Wir hatten es uns gestern so schön ausgedacht, dass wir das nächste Quartier in etwa dreißig Kilometern ansteuern und fröhlich dahin radeln und dann sowas. Kalt! Grau! Schneeregen! Wind! Dunkel! Zunächst brauchten wir erstmal einen Kaffee und was zu essen.

Danach wurden wir fast unternehmungslustig und machten uns auf den Weg zu den Topp-Sehenswürdigkeiten von Bingen am Rhein. Dabei stolperten wir fast über die Sankt Laurentius-Kirche mit einem sehr modernen Altar.

Von da aus arbeiteten wir uns zur Burg Klopp vor. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Bingen, aus dem 13. Jahrhundert und wurde damals als nördlicher Eckpfeiler zum Zwecke der Zolleintreibung gebaut.

Dicke nasse Schneeflocken haben unseren Besuch begleitet. Angeblich soll die Aussicht von hier oben besonders gut sein, aber nicht im November.

Eine weitere bekannte Binger Sehenswürdigkeit ist der Mäuseturm. Er steht auf einer Insel im Rhein und war auch zum Zweck der Zolleintreibung errichtet worden. Eigentlich hat der Name gar nichts mit den Tieren zu tun, sondern kommt von dem mittelhochdeutschen Wort für das Wachen und Lauern, „musen“. Allerdings gibt es auch eine Legende zu diesem Turm, wo ein reicher, geiziger, hartherziger Erzbischof das bettelnde Volk in eine Scheune sperren und diese dann abbrennen ließ. Während er höhnisch über das Geschrei lachte, verwandelte sich das Geschrei in das Piepsen von vielen Mäusen, die ihn verfolgten und bissen und letztendlich auffraßen, als er in dem Turm Zuflucht suchte.

Auf der anderen Seite ist die Burg Ehrenfels, ebenfalls als Zollstation gebaut worden.

Die Sicht war heute super schlecht. Nichtsdestotrotz haben wir fototechnisch alles gegeben, was wir konnten.

Sogar mit Kunst im Rhein!

Obwohl wir weiter vom November mit „Kalt! Grau! Schneeregen! Wind! Dunkel!“ genervt waren, mussten wir mindestens noch einen Programmpunkt erledigen: die Drusus-Brücke, eine der ältesten Steinbrücken aus dem 10. Jahrhundert in Deutschland, mit einer Brückenkapelle im östlichen Brückenpfeiler, um die Brücke dem Schutz der Kirche anzuvertrauen.

Ziemlich durchnässt gingen wir dann zum Hotel zurück, um die Räder zu holen. Wir wollten aufgrund von „Kalt! Grau! Schneeregen! Wind! Dunkel!“ nun doch mit dem Zug weiter fahren, doch auf dem Weg zum Bahnhof überkam uns wieder die Lust auf‘s Fahrradfahren, so dass wir wenigstens einige Kilometer zum nächsten Bahnhof machten. Das reichte dann auch. In Sankt Goar haben wir den Rhein mit einer Fähre überquert.

Aber selbst das war ungemütlich. Und dann kam noch eine Überraschung. Unser nächstes Hotel hatte die Adresse Rheinstraße 37 und die gibt es mindestens sechsmal in der Rheingegend. Natürlich wurden wir erstmal zur falschen navigiert, ein Wohnhaus für mehrere Familien, aber kein Hotel. Wir mussten einen Ort weiter, was aber gut mit dem Zug zu machen war. Völlig verfroren haben wir in unserem Zimmer die Heizung voll aufgedreht und unsere Sachen getrocknet. Eigentlich wollten wir nie mehr raus, aber wir hatten Hunger. Zum Hotel gehört auch ein Restaurant, nicht ganz billig, aber das war uns in diesem Fall egal. Es gab ein Büfett und nach ungefähr zwei Stunden waren wir damit fertig. Es hat sich gelohnt und war ein kleiner Lichtblick in der heutigen November-Depression.

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